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Texte zu Une enfance (im)possible avec mon père, 2014


Betrachtet man ein Foto mit unbekanntem Entstehungskontext, ist es ein völlig neutrales Objekt. Erst durch einen persönlichen Bezug oder mit Kommentaren und Texten versehen, kann es als wahr oder unwahr bezeichnet werden. 

Das habe ich mir bei Une enfance (im)possible avec mon père zunutze gemacht. Nach dem Tod meines Vaters habe ich mit den wenigen Fotos, die ich von ihm besitze, und meinen Kindheitsfotos neue Kindheitserinnerungen geschaffen und eine gemeinsame Geschichte konstruiert, in der er vom ersten Augenblick an anwesend ist, obwohl sich meine Eltern im wirklichen Leben noch vor meiner Geburt trennten. Die intensive Arbeit an den Fotomontagen war auch eine tiefgehende Beschäftigung mit meinem Vater und meinen Kindheitssehnsüchten. 

Brigitte Konyen, 2014


Brigitte Konyen bearbeitet in Une enfance (im)possible avec mon père die starke Konvention des Fotoalbums, der man unhinterfragt Glauben schenkt. So wie es im Fotoalbum erscheint, ist es gewesen. 

Mit den wenigen Fotografien, die sie von ihrem Vater besitzt, erzeugt sie eine neue, eine imaginierte, eine gewünschte Kindheit, in der ihr Vater plötzlich anwesend ist, während ihre reale Kindheitserfahrung von seiner Abwesenheit geprägt war.

Elke Krasny, 2014